Kontinent K.

Ágota Kristóf, Schriftstellerin aus Europa. 1997


Ágota Kristóf wurde 1935 in Cikvand geboren und floh 1956 in die welsche Schweiz. Sie arbeitete fünf Jahre lang in einer Uhrenfabrik, lernte französisch und schrieb 1986 mit «Das grosse Heft» einen ersten Welterfolg, dem weitere folgten. Mittlerweile ist ihr Werk in 35 Sprachen übersetzt.

Kristóf wurde mit ihren abgründigen, oft auch rätselhaften Büchern zu einer wichtigen europäischen Autorin der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In ihrem Werk spiegelt sich das Drama von Emigration und Entwurzelung, Kristófs Bücher werfen ein häufig groteskes Licht auf die Suche des Menschen nach einem verlorenen Glück, das vielleicht in der Erinnerung an die Tage der Kinderheit zu finden ist.

Unspektakulärer liesse sich die Rückkehr in eine verlorene Welt nicht beschreiben… keine Umarmungen, keine Freudentränen… der Exilant, so machen Bergkrauts Bilder von der Schriftstellerin Agota Kristof in Köszeg deutlich, verliert seine Heimat zweimal – das erste Mal, wenn er sie verlässt, das zweite Mal, wenn er zurückkommt… Bergkraut weiss um das Privileg seiner Profession, die in die Privatspäre eines anderen Menschen eindringen darf und er beherrscht die Kunst, auch heikle Fragen zu stellen, ohne sein Gegenüber mit seiner Neugier zu behelligen… Unbeweglich steht die Schriftstellerin an jenem Ort, der heute wie ein Feldweg aussieht. Sie sagt nur ein einziges Wort: „Schade.“ „Was ist schade?“, fragt Bergkraut. „Dass ich die Grenze überquert habe. Ich würde es niemals wieder tun“.
EXPEDITION DER SCHWEIGSAMKEIT (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.4.98, Hubert Spiegel)